Mir ist aufgefallen, dass auch ganz unverdächtig erscheinende Kollegen aus dem Business Coaching sich neuerdings dem Thema Spiritualität widmen. Auch in verschiedenen Social Media Trend Studien rankt es weit oben.
Das überrascht mich wenig, denn in so einer Krise, erst Pandemie, jetzt Krieg, suchen Menschen vermehrt nach dem Sinn des Ganzen.
„Wer ein Warum zum leben hat, der erträgt fast jedes Wie“ dieses Zitat aus meinem letzten Blog bringt es auf den Punkt:
Viele Studien belegen, das gläubige bzw. spirituelle Menschen mit Krisen besser zurechtkommen, weil sie psychisch stabiler sind.
Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Spiritualität und Resilienz.
Wer sind die größten Resilienz-Experten?
Den eigenen Lebenssinn zu erforschen ist immer eine gute Idee. Und weil eine gute Antwort Deine seelische Widerstandskraft stärkt ist es jetzt besonders wichtig.
Aufgrund persönlicher Krisen, stellte ich mir Fragen nach dem Lebenssinn erstmals Anfang 20. Auch ohne abschließende Antworten gefunden zu haben entwickelte sich daraus eine spirituelle Praxis etwas außerhalb christlicher Organisationen. Jetzt habe ich etwas, dass mir etwas Halt und innere Führung gibt, wenn mich Wolken der Unsicherheit und des Selbstzweifels umgeben.
Ich habe mein seelisches Heil in den Lehren absoluter Resilienz-Experten gefunden, wobei mir das damals noch nicht bewusst war. Es fühlte sich einfach gut und für mich stimmig an.
Schon neugierig? Ich spreche von den indigenen Kulturen des amerikanischen Kontinents.
Mit Ankunft der ersten Weißen begann ein beispielloses Sterben. Man geht heute davon aus, dass durch eingeschleppte Krankheiten, Krieg und Vertreibung ca. 90% der indigenen Bewohner vernichtet wurden. Das Leid hörte damit nicht auf. Danach versuchte man ihnen noch ihre Identität zu nehmen. Kinder wurden zwangsadoptiert, Sprache und religiöse Riten waren ihnen lange Zeit verboten. Dennoch haben sich diese Menschen Sprache, Kultur und das Wissen Ihrer Ahnen erhalten.
Darüber hinaus sind sie sogar bereit ihr Wissen mit uns zu teilen, weil sie der Ansicht sind, dass ihre naturverbundene Spiritualität für alle Menschen hilfreich sein könnte.
Das ist Resilienz und noch viel mehr.
Spiritualität ohne Dogma
Mir ist dieser spirituelle Weg auch deshalb so sympathisch, weil das heilsame Erleben von Geborgenheit und getragen werden ohne starres Dogma auskommt.
Am Anfang war da nur so ein unbestimmtes Gefühl, dass die sichtbare („objektive“) raumzeitliche Wirklichkeit nicht die einzige ist. Dazu kam eine Sehnsucht, die Grenzen der bekannten Erfahrungsmöglichkeiten zu überschreiten und zu erweitern, um mit einer anderen Wirklichkeit in Kontakt zu treten.
Hast Du Dir auch in Deinen 20ern solche Erfahrungen gewünscht?
Die Bücher von Carlos Castaneda, einem Anthropologen, der bei seiner Feldforschung mit dem Schamanismus in Kontakt kommt und dadurch sein ganzes Weltbild in Frage stellt, bedienten diese Sehnsucht perfekt.
Ich habe sogar mal ein Seminar bei einer mexikanischen Schamanin gemacht, die lt. eigener Aussage die gleichen Lehrer hatte.
War dann nicht ganz so spektakulär, wie in den Büchern, aber mein Interesse war geweckt.
Die vielen Erfahrungen haben sich für mich inzwischen zu einer Lebensphilosophie oder einfach einer bestimmten Art und Weise die Menschen, die Welt und mich wahrzunehmen, entwickelt. Sie helfen mir auch in dieser Zeit einen Sinn zu sehen und dabei handlungsfähig zu bleiben. Jedenfalls meistens.
Weiterführende Links:
Geführte Meditation für mehr Gelassenheit
Selbst-Coaching für Fragen der Neuorientierung
Castaneda hat in seinen Büchern die Lehre von Don Juan in 2 wesentliche Verständnisstränge unterteilen können. Dem Träumen und dem kontrollierten Unsinn. Viele spirituelle Handlungsanweisungen machen erst dann Sinn, wenn man sich grundsätzlichen Strukturen unserer Existenz genähert hat. Interessant wird es, wenn man zu dieser Thematik unterschiedliche Kulturen miteinander vergleicht. An den Schnittpunkten befinden sich dann Wahrheiten, die sich sogar in der modernen Physik wiederfinden lassen.
So wir z.B. LaoTse die Aussage zugeschrieben, daß alleine das definieren des “Guten” schon das Schlechte erzeugt.
In der BhagavatGita steht im Sloka 4:18 –
Wer unter Handeln Nichthandeln
und unter Nichthandeln Handeln versteht
ist weise unter den Menschen und wird das Ziel seines Lebens erreichen.
Mir sagt das, daß es unsichtbare Bereiche in uns gibt, die gepflegt werden können, mit einem direkten Einfluss auf unser erlebbares, wahrnehmbares Leben.
Wenn ich mir die momentane Zeit ansehe, so scheint die Resilienz ( ein fürchterliches Wort, klingt nach einer Krankheit ) gerade unsere grösste Herausforderung.
Die Menschen sehen sich die Welt an und geraten immer mehr in eine fundamentale Verzweiflung. Weil sie das, was sie sehen, als eine ultimative Wahrheit wahrnehmen.
Das Bewerten der Umwelt hat schon wieder ein Niveau angenommen, was wir geschichtlich gesehen überwiegend aus den dunklen Zeiten unserer Geschichte her kennen. Don Juan mahnt die Kontrolle dessen an, was er als Unsinn beschreibt und was letzten Endes als unser Wertegefüge verstanden werden kann.
Im Sloka 4:18 BG wird auf einen Ursprung hingewiesen. Dem Ursprung dieses Unsinns.
Und das macht diesen Unsinn so wichtig für uns. Wenn man sich davon befreien kann, das eigene Sein in ein Wertegefüge einzuordnen, was viel zu oft dazu führt, daß man plausible Erklärungen und Rechtfertigungen für sein Denken und Handeln generiert, dann versetzt man sich in die Lage den Ursprung für seinen “Unsinn” erkennen zu können.
Wenn mich Jemand nach einer Zusammenfassung, nach einer Essenz unseres Daseins fragen würde, ich würde mit dem Bild der Schöpfung antworten. Ein Bild, welches wir als Blaupause für unser Leben in uns tragen, und welches wir durch die Art und Weise, wie Wir mit unserem Leben Umgehen ( es bewerten ) beeinflussen können.
Das ist meiner Meinung nach auch der Grund, wieso Jesus die Vergebung angemahnt hat.
Das Befreien von dem Drang, daß was geschieht immerfort bewerten zu müssen.
Das wir das, vor allem auch Heute noch bei Kindern sehen können, weist irgendwie auf einen immerwährenden Prozess hin, der schon zu Jesu Zeiten erkennbar war.
Schlussfolgernd möchte ich resümieren, daß wir als Gesellschaft in intellektuelle Bewertungsstrategien abgeglitten sind und dringend einen Weg zurück finden müssen in eine bewertungsfreie, intuitive Form der Wahrnehmung unseres Daseins. Dann wird sich die Resilienz von ganz alleine einstellen. Man könnte auch behaupten, Resilienz bezeugt die Abwesenheit von Bewertung.
Ganz liebe Grüsse an Dich, Werner – Medizinrad ist eine tolle Praxis
Danke für das ausführliche Feedback! 🙂