Wie nimmst Du Dich und Dein soziales Umfeld derzeit wahr? Alles gut oder eher verunsichert und angespannt?

Bei mir ist es beides. Im persönlichen Umgang mit meinen Mitmenschen scheint alles soweit ok zu sein. Aber wenn ich den Blick etwas hebe, bemerke ich auch etwas anderes.

Neulich war ich wieder mal in München. Obwohl ich schon einige Jahre im Chiemgau wohne, halte ich meinem Hausarzt in München die Treue.
Dieses Jahr, haben mich in den Bergen einige Zecken erwischt und ich brauchte eine Impfauffrischung.
In der Praxis waren alle freundlich und zuvorkommend wie immer, aber draußen auf den Bürgersteigen und Straßen habe ich innerhalb von 15 Minuten zwei Konflikte bemerkt:

Eine Frau mit Kinderwagen, der eine entgegenkommende Passantin nicht schnell genug ausgewichen ist.
Ein SUV Fahrer, dem ein Motorradfahrer im Weg war.
In beiden Fällen wurde es ohne Anlaufzeit sofort sehr laut und unfreundlich im letzten Fall sogar bedrohlich.

Oder kürzlich in einer bisher sehr bodenständigen und friedlichen Facebook Gruppe: „Chiemgau, da bin I dahoam“ sagt eigentlich alles. Da geht’s um Freizeittipps und lokale Veranstaltungen. Neulich hat da jemand ein Foto von sich und seinem neuen E-Auto mit der Überschrift „ab heute wird geladen und nicht mehr getankt“ gepostet.
Innerhalb kürzester Zeit gab es hunderte Kommentare von „Gute Fahrt“ bis „Du linksgrüner Klimaterrorist“. Ein bisschen Verschwörungsgeraune war auch noch dabei. Der Ton war überwiegend dermaßen rau und unsportlich, dass ich echt erschrocken bin.

Viel Menschen sind gereizt und ziehen sich ins Private zurück

Durch mein Engagement in einer lokalen Gemeinwohlökonomie Gruppe kenne ich auch Menschen, die hier aufgewachsen sind. Sie erzählen von einem stark abnehmenden sozialen Engagement und einem Rückzug ins Private bei vielen Ihrer Freunde und Bekannten.

Und seit neuestem habe ich einen bekennenden AFD Wähler als Coachee. Das ist eine echte Herausforderung.

Kannst Du Ähnliches oder Erfreulicheres beobachten? Bitte schreib es in die Kommentarzeile. Das interessiert mich sehr.

Eigentlich ist es ein spiritueller Abgrund

Vielleicht trifft es Prof. Dr. Otto Scharner ein deutscher Ökonom und Aktionsforscher am Massachusetts Institute of Technology in Cambridge, USA auf den Punkt:
„Zu Beginn des 21 Jahrhunderts und wahrscheinlich zum ersten Mal in der Geschichte der Menschheit ist die lebendige Gegenwart des Abgrunds also die gleichzeitig Existenz einer im Sterben liegenden Welt und einer Welt die im Begriff ist geboren zu werden eine von vielen Millionen Menschen geteilte Erfahrung.“

Vielleicht ist es das, was uns alle so ein bisschen unentspannt macht. Wir spüren, dass wir uns deutlich schneller verändern müssten, aber tun es nicht. Mein Auto ist kein SUV und sparsam, aber es fährt mit Benzin. Jedes Mal, wenn ich einsteige, weiß ich, dass ich etwas Falsches tue und es fällt mir immer schwerer, das zu verdrängen. Das ist meine Kognitive Dissonanz.

Wir  entfremden uns von der Natur und damit auch von uns selbst. Ich befürchte, die starke Zunahme seelischer Erkrankungen hängt damit zusammen.

Otto Scharner beschäftigt sich seit langem mit Veränderungsprozessen in Organisationen und Gesellschaften und egal, wie man es deutet oder wahrnimmt, große Veränderungen sind in jedem Fall im Gange und absolut unausweichlich.

Darauf kommt es an, damit positive Veränderungen funktionieren

Er hat bei seinen Forschungen eine spannende Entdeckung gemacht: Er wollte verstehen, warum Veränderungsprozesse in Organisationen manchmal funktionieren und in anderen Fällen grandios scheitern, obwohl die gleichen Methoden und Vorgehensweisen angewendet wurden.

Und was meinst Du, woran lag’s?

Entscheidend ist die innere Haltung der handelnden Personen.
Er hat basierend auf diesen Erkenntnissen die Theory U entwickelt. Die Theory U ist eine Kreativ-Methode und soll ganzheitliche Veränderungen in Menschen, Teams oder Organisationen anregen. Kernstück der Methode ist ein Prozess, der schöpferisch neue Lösungen freilegen soll.

Was soll ich sagen, dieser kluge Mensch spricht mir aus der Seele.

In diesen herausfordernden Zeiten ist es keine gute Idee nur Nachrichten zu lesen, den Menschen beim Durchdrehen zuzuschauen und dabei ein ungutes Gefühl zu bekommen.
Das ist einfach schlecht für die eigene Psychohygiene.
Ich werde deshalb mit Freunden, engagierten, politisch interessierten Mitstreitern und unterstützt durch die Schweißfurth Stiftung eine Mittmachkonferenz veranstalten.
Dabei geht es darum, möglichst viele Menschen und Organisationen einer Region, die sich für eine nachhaltige Lebensweise engagieren, zusammenzubringen und eine Vision für die Zukunft der Region zu entwickeln und auch an der Umsetzung zu arbeiten.

Wir werden dabei den Theory U Prozess nutzen und ich bin sehr optimistisch, dass ich mit dem RiF-System diesem Prozess positive Impulse geben kann. Du darfst gespannt sein.

Ich halte Dich hier im Blog auf dem laufenden.