Im Mai habe ich zuletzt über ein Seminar mit Indigenen aus Kolumbien, den Kogi, geschrieben.

Diese Spur möchte ich wieder aufnehmen und in diesem Beitrag ein sehr persönliches Erlebnis mit Dir teilen.

Beginnen möchte ich mit der wichtigsten Erkenntnis aus diesem Seminar, denn sie wird meine Arbeit und auch mein Angebot für Dich verändern:
Die Schamanen der Kogi betonen, dass das spezifische spirituelle indigene Wissen immer an das jeweilige Territorium gebunden ist.
Wenn alles spirituelle Wissen an einem Ort verloren ist, braucht es vier Generationen, um das Wissen zurück zu erlangen.
Wir müssen nur in die Natur gehen, lauschen, beobachten und spüren. Wobei Kinder im Vorteil sind.

Es macht also nur begrenzt Sinn, sein Heil im Besuch von Seminaren mit Indigenen zu suchen, so wie ich es bis jetzt auch gerne getan habe.
Sie können uns Hinweise geben, wie wir unser spirituelles Wissen wiedererlangen, aber die Arbeit müssen wir selbst machen.

Genau damit beginne ich gerade.

Ein guter Ort, sich dem eigenen Lebensraum auf spirituelle Art zu nähern sind Quellen.
In den Weisheitstraditionen der Kogi sind Quellen Orte des Wissens und der Macht, die einem Territorium die Struktur geben.
Hier, wo ich wohne, prägt die Traun die Landschaft. Also habe ich mich auf zu den Quellen der Traun gemacht.

Ein weiterer Grund, warum ich zuerst den Quellen zuwende, ist eine spannende Begebenheit, die sich auf dem Kogi Seminar zugetragen hat.

Der Veranstaltungsort war bei einer großen Lebensgemeinschaft, die neben dem Seminarbetrieb auch ökologische Landwirtschaft betreibt.
Sie hatten Probleme mit einem neu gebohrten Brunnen, der schnell versandete und damit unbrauchbar geworden war.

Sie fragten den Kogi Schamanen um Rat, ob die Idee des Brunnens aus spiritueller Perspektive weiterverfolgt werden sollte. Wir, die Seminarteilnehmer waren auch zugegen.
Ich habe spontan versucht mit dem Geist der Quelle in Kontakt zu kommen und hörte in mir eine ärgerliche Stimme: „Lasst mich in Ruhe! Holt euer Wasser im Süden!“
Der Kogi Schamane ließ sich inzwischen alles genau erklären und zeigen. Nach einer Weile hatte er eine etwas ausführlichere Antwort:
Sinngemäß sagte er, es sei grundsätzlich schlecht verschiedene Wasserarten zu mischen. Also das Wasser aus einem Brunnen und das Quellwasser, dass im Wald südlich des Brunnens auf natürliche Art aus dem Boden tritt.
Außerdem würde der Brunnen die natürliche Quelle im Wald schädigen und versiegen lassen. Es wäre besser mit dem Wasser auszukommen, dass auf natürliche Art aus der Erde tritt. Brunnen zu bohren würde das Wassersystem aus dem Gleichgewicht bringen und zu mehr Trockenheit führen.

Die Ironie lag darin, dass die Lebensgemeinschaft das Gegenteil bewirken wollte. Sie haben sehr viele Bäume gepflanzt, um das Mikroklima vor Ort zu verbessern. Dadurch haben sie kurzfristig mehr Wasserbedarf, bis die Wurzeln der Bäume das Grundwasser erreichen.

Der Geist der Quelle hat mir also kurz und knapp offenbart, was der Schamane mit seinem umfangreichen Wissen über spirituelle und ökologische Zusammenhänge dann deutlich ausführlicher erklärt hat.
So gehen die Kogi Schamanen übrigens bei wichtigen Entscheidungen vor: Sie befragen zu viert das Orakel und vergleichen dann ihre Eingebungen.
Das war auch meine Intention. Ich wollte herausfinden, ob ich zu ähnlichen Einsichten gelange, wie der Schamane der Kogis.

Das Prinzip des Ausgleichs

So machte ich mich also auf in die Berge, um eine der Quellen der Traun zu finden und dort ihrem Geist zu lauschen.

Für eine spirituelle Beziehung zur Natur ist das Prinzip des Ausgleichs eine wichtige Grundlage. Wenn ich etwas bekomme muss ich dafür etwas geben. Sonst entsteht ein Ungleichgewicht. Dabei kann es sich um materielle als auch immaterielle Dinge handeln.
Die Kogi Schamanen geben z.B. dem Wasser, dass sie für die Landwirtschaft benötigen, Bergkristalle als Nahrung. Damit stellen sie das Gleichgewicht wieder her.
Für einen echten Ausgleich ist es wichtig, nicht einfach das zu geben, was man erübrigen kann. Vielmehr müssen die Gaben im gegenseitigen Einvernehmen festgelegt werden.

Für meinen ersten Kontakt mit der Quelle habe ich jedenfalls einen schönen Bergkristall in den Rucksack gepackt.
Ich war ziemlich aufgeregt, weil ich keine Ahnung hatte, was mich erwartet.
Werde ich die Quelle finden? Was wird dort passieren? Eine hilfreiche Eingebung? Oder einfach nichts?

Der Weg zur Quelle

Ausgerüstet mit Wanderkarte und Navi-App ging es los. Ich folgte dem Bachlauf zuerst auf Wanderwegen und dann einem immer schmaler werdenden Pfad.
Dann wurde der Weg wieder breiter und verlief weiter entfernt vom Bachlauf. Ich konnte vom Weg aus nicht mehr erkennen, wo der Bach verlief, weil er immer schmaler wurde. Aber ich wollte auch nicht wie ein Elefant in diesem ökologisch sensiblen Gebiet rumtrampeln und nach der Quelle suchen.

Dann kam eine Wegstelle, wo ich mich intuitiv Richtung Quelle bewegte und sie nach wenigen Metern gefunden hatte.

Ein inniger Moment großer Geborgenheit

Obwohl ich mitten in einem schönen Wandergebiet war, bin ich schon seit Stunden keinen Menschen begegnet. Ich setzte mich in das kühle Moos. Die Sonne schien, es war ein wunderbarer stiller Ort.
Und es passierte erstmal gar nichts.
Als Ausgleich für den von mir angerichteten Flurschaden nahm ich den Bergkristall aus dem Rucksack und ließ ihn behutsam in das schmale Bächlein gleiten, das von hier seinen Weg in die Traun nahm.
Ich blieb eine Weile still sitzen und irgendwann vernahm ich in mir eine jung klingende Stimme: „Das ist mein Ort und ich muss ihn schützen.“

Nach einiger Zeit hatte ich das Bedürfnis mich mit dem Gesicht ins Moos zu legen. Das war ein großer Moment innerer Geborgenheit. Ich fühlte mich mit dem Wald innig verbunden. Dieses starke Gefühl war überwältigend.
Dann vernahm ich eine deutlich älter klingende Stimme in mir. Sie sei extra den Weg hierauf gekommen, um mit mir zu sprechen:
„Dies ist der Ort meines heilen inneren Kindes. Hier finde ich immer Sicherheit und Geborgenheit. Von hier aus entwickle ich meine Vorhaben, so wie die Quelle zum Fluss anschwillt. In diesem Wald werde ich mein Wissen und meiner Erfahrungen weitergeben.“

Puh, große Worte. Dazu muss man wissen, dass Sicherheit und Geborgenheit zu spüren für mich nicht immer eine Selbstverständlichkeit ist. Vor allem früher nicht.
Nach einer Weile machte ich mich auf den Rückweg.

Ich fühlte mich wie ein kleiner Junge, der gerade die Welt neu entdeckt. Aus den Hängen gesellten sich kleine Bachläufe hinzu und ließen den Bach langsam anschwellen.
Viele dieser Bäche brachten Erinnerungen aus Kindheit und Jugend mit. Schöne und schwierige. Ich nahm Sie auf meinem Ressourcenpfad zu mir und wanderte gut gelaunt ins Tal.

Ausblick

Auf dem Rückweg hatte ich noch einige gute Einfälle für neue Naturübungen und beim Anblick eines steilen Bergmassivs hatte ich das Gefühl, dass ich da auch noch hochmuss, um etwas über meine Ahnen herauszufinden.
Weiter unten nahm ich einen etwas anderen Rückweg und sah den schmalen Pfad entlang des Baches von oben. Da kam mir die Eingebung, dass ich hier in diesem Sommer noch eine Nacht verbringen muss, um eine bestimmte Zeremonie durchzuführen, wie es schon Mal vor vielen Jahren getan hatte.

Jetzt gehe ich erstmal in die Sommerpause. Ende September wirst Du erfahren, wie es mir dabei ergangen ist.

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