Inspiriert, durch ein Intensiv Seminar mit indigenen im Frühsommer dieses Jahres habe ich Plätze in meiner Umgebung gesucht, an denen ich mich spirituell mit dem Land verbinden kann.
Mein erster Kontakt mit einer der Quellen der Traun war so berührend, dass ich diesen Pfad weiterverfolgt habe.
Mit überraschenden Erkenntnissen. Dazu bin ich auf der österreichischen Seite im Heutal zu einem weiteren Quellfluss der Trauns gewandert.
Diesmal bekam ich eine freundliche Abfuhr
Auch hier habe ich in einer Meditation den Kontakt mit den Naturkräften gesucht und gefunden.
Doch diesmal war es ganz anders.
Ich würde es mit einer freundlichen Abfuhr umschreiben.
Die Kräfte haben sich für den Bergkristall bedankt, den ich ihnen mitgebracht habe und mir freundlich beschieden, dass ich hier immer willkommen bin.
Doch der Platz für meine Arbeit sei nicht hier, sondern bei der Quelle auf der deutschen Seite, die ich zuerst gefunden habe.
Das war überraschend eindeutig.
Vor dieser Nacht hatte ich gewaltig Respekt
Also kehrte ich wieder zurück zum ersten Quellfluss, meinem „Arbeitsplatz“. Dort hatte ich einen wunderbaren Ort entdeckt, der ideal für eine Naturzeremonie war, die mir schon einmal wertvolle Einsichten beschert hatte.
Der Kern dieser Zeremonie ist eine besondere Form der Meditation. Dazu schaut man durch einen großen Bergkristall, dem sogenannten Nordstein auf eine Kerze, die in einem Fließgewässer steht.
Der Norden steht im Medizinrad für den klaren Verstand im Herzensgleichgewicht. Es ist auch der Ort der erwachsenen Frau, beziehungsweise des Mannes. Der Nordstein verkörpert diese Energie.
Der Süden ist der Ort des Vertrauens, des Wassers und des verwundeten Kindes. Wir alle tragen eine heilige Wunde in uns, die zugleich eine große Ressource sein kann, sofern wir sie sehen und würdigen.
So verkörpert die Nord-Süd-Achse auf dem Medizinrad den Weg des Erwachsenwerdens.
Fließgewässer haben noch eine besondere Symbolik. Ein Bach kann etwas herbeibringen, was wir auf unserem Weg benötigen oder wir können etwas an das Wasser abgeben, was nicht zu uns gehört.
Damit meine ich z.B. verlorene Seelenanteile oder Anhaftungen und falsche Identifikationen.
Die Dunkelheit ist ebenso hilfreich. Denn um die Tiefen unserer Seele zu ergründen, müssen wir in die Dunkelheit hinabsteigen.
Deshalb ist das eine sehr machtvolle Zeremonie.
Allein im dunklen Wald kannst Du im vom Kerzenlicht illuminierten Nordstein Gaben empfangen oder etwas abgeben, was auf deinem weiteren Weg hinderlich ist.
Ich musste diesen Sommer einen schmerzhaften Verlust verarbeiten und war auf der Suche nach Inspiration, wie es weiter geht.
Genau für solche Gelegenheiten ist diese Naturzeremonie sehr wertvoll.
Ich habe eigentlich keine Angst vor der Dunkelheit
Eigentlich, aber allein Im dunklen Wald in den Bergen um Hilfe und Inspiration zu bitten ist etwas, was doch weit außerhalb meiner Komfortzone liegt.
Irgendwie fürchtete ich, was mir begegnen könnte und ich habe es eine Weile vor mir hergeschoben.
Ende August sind mir die Ausreden ausgegangen und ich habe mich auf den Weg gemacht.
In der letzten Dämmerung saß ich dann im finsteren Wald und schaute durch den Nordstein auf eine Kerze in meinem Bach.
Und es passierte erstmal: Nichts.
Außer, dass der Nordstein ziemlich schwer in der Hand lag und ich die Verspannungen in meinen Schultern spürte.
Mit der Zeit ging es besser und ich war einfach nur erfreut über das Licht der Kerze, wie es sich im Nordstein brach.
Und plötzlich tat sich ein weiter, fast wolkenloser Himmel auf. Fasziniert betrachtete ich dieses Bild. Es weckte in mir ein schwer zu fassendes Sehnsuchtsgefühl nach Weite und Freiheit. Besser kann ich es nicht beschreiben. Nach einer Weile verflüchtigte sich das Bild und ich legte den Stein behutsam zur Seite.
Seltsam entrückt sah ich mich um. Der Schein der Kerze tauchte diesen wunderbaren Ort in ein warmes Licht und über mir war nur der sternenklare Himmel.

Im Westen musterte mich eine Tanne. So fühlte es sich an. In diesem Moment war ich einfach nur dankbar und glücklich.
Ich lauschte eine Weile dem plätschern und gluckern des Baches und das Glücksgefühl wich langsam einem leichten Unbehagen. Ein Geräusch aus dem Bach nähert sich mir langsam. Dann hörte ich entfernte Stimmen.
Ein Teil von mir wusste, dass das höchstwahrscheinlich nur meine Projektionen in die Dunkelheit waren, aber ganz sicher war ich mir nicht.
Nach einer Weile wurde es ruhig und ich nahm wieder den Nordstein in die Hand und blickte durch ihn auf die Kerze.
Was folgte waren lange Zwiegespräche mit der Tanne im Westen und dem Bach vor mir im Süden.
Es ging unter anderem um meine Art zu arbeiten und zu schreiben. Ich wurde ermuntert mit offenem Herzen zu sprechen, so wie ich es hier gerade versuche, und weniger zu erklären.
Das wichtigste kam zum Schluss
Und dann kam das Wichtigste: Eine Erkenntnis, die in mir schon länger heranreifte, für die ich bis jetzt aber noch nicht die richtigen Worte gefunden hatte.
Wenn wir das Leben finden wollen, dass uns entspricht, müssen wir eine grundsätzliche Entscheidung treffen.
Wollen wir dem Pfad des Egos oder der Seele folgen?
Wenn wir die Natur und unsere Seele als weise, vertrauensvolle Führer annehmen, dann wird unser Ego das Werkzeug für ein gelingendes Leben.
Typische Ego Erfolgskategorien wie Reichtum und Anerkennung verlieren dann ihre Bedeutung.
Ich habe mich schon lange für den Seelenpfad entschieden., das wurde mir da nochmal so richtig klar.
Irgendwann war alles gesagt und eine heilsame Stille kehrte ein.
Ich löschte die Kerze und bedankte mich bei diesem wunderbaren Ort.
Reich beschenkt machte ich mich auf den Rückweg in die alltägliche Wirklichkeit.
